Schon seit Anbeginn seiner Trainerkarriere zieht es Michael Hamann alle zwei Jahre in den Osterferien in ein
Auslandstrainingslager. Dieses Jahr traten zwölf Schwimmer der TG Hannover 96 / TSV Pattensen mit ihm die
Reise nach Fuerteventura an, um sich dort auf die anstehenden Meisterschaften der Langbahnsaison
vorzubereiten.
Am 15.03. startete dann die Reise bereits früh morgens, zunächst mit dem Auto, nach Düsseldorf und von dort ausmit dem Flugzeug nach Fuerteventura.
Die Sportler erhofften sich von den anstehenden 13 Tagen auf der Insel, neben dem harten Training, auch die Sonne und das Meer etwas genießen zu können.
Allerdings war leider vor Abreise aufgrund der Grippewelle bereits fast die Hälfte unseres Teams angeschlagen.
Nachdem wir am Nachmittag dann im „Oasis Papagayo“ angekommen waren, stand am Abend des ersten Tages gleich die erste Trainingseinheit an, die wegen der Krankheitsfälle nicht von allen Schwimmern absolviert werden konnte.
Zu unserem Leidwesen hatten wir ausgerechnet die Zimmer bekommen, die auf der weitläufigen Anlage des
Hotels am weitesten vom Trainingspool entfernt waren, sodass vor jedem Training ein fünfminütiger Spaziergang
anstand. Über das mediterrane Ambiente auf der mit Palmen bewachsenen Anlage und die geräumigen Zimmer
mit Terrasse oder Balkon konnte sich aber niemand beschweren. Neben dem Olympischen Pool hatte das Hotel
für Sportler auch noch einen Kraftraum, Volleyball- und Tennisplatz und verschiedene Functional-Training-Areas
zu bieten.
Für die Notfallversorgung waren ein paar echte Experten vor Ort. Die angehende Hebamme Svea und Erste-Hilfe-
Talent Lena versorgten jeden noch so kleine Verletzung umgehend mit Anti-Autsch-Pflastern und 3m Kinesio-
Tape. Den theoretischen Problemen aus dem Bereich Medizin widmete sich Tim, der gerade sein Pflegepraktikum
für das geplante Medizinstudium absolvierte. Auf die Fragen, die stets mit „Tim, du bist ja quasi schon Arzt,..“
begannen, hatte er immer eine Antwort parat.
Auch das Essensangebot im Hotel war gut und die Auswahl am Buffet recht groß. Wirklich für jeden war etwas
dabei: Einige aßen 13 Tage lang Nudeln und Pommes, andere elf Kugeln Eis und wieder andere Gurken mit
Cocktailsoße und Streuseln. Bei den Gerichten überproportional vertreten waren allerdings Thunfisch und
Knoblauch, dessen Duft uns immer schon beim Eintreten in den Speisesaal entgegenkam.
Zusammengefasst bot die Anlage also gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Training, obwohl einige Aktive
auch schon Trainingslager in luxuriöseren Resorts absolviert hatten.
Bereits am dritten Tag hatten wir dann den ersten freien Nachmittag, was besonders Tim freute, da er an diesem
Tag seinen 19. Geburtstag feierte. Mit Taxis fuhren wir zum 3km entfernten Strand und verbrachten dort Tims
Geburtstag mit Volleyball spielen und baden im schon angenehm temperierten Atlantischen Ozean. Den Abend
ließen wir dann in der Hotelbar ausklingen, bevor am nächsten Tag wieder zwei Einheiten im Wasser und zwei an
Land anstanden.
Schon drei Tage später hatten wir den nächsten Geburtstag zu feiern. Anna wurde 25 Jahre alt und bekam als
Geschenk natürlich auch einen freien Nachmittag. Diesen nutzen wir für eine kleine Fahrradtour über die Insel.
Zunächst fuhren wir an der Nordküste Fuerteventuras entlang und dann in die Innenstadt von Corralejo, wo Anna
uns bei der nettesten Eisverkäuferin ganz Spaniens ein Eis spendierte. Die Tour führte uns weiter am Strand
entlang Richtung Süden zu den Wanderdünen, auf denen wir Sandboarden wollten. Das stellte sich leider als
wenig erfolgreich heraus, sodass wir uns nach ein paar lustigen Wettrennen auf die Dünen und den obligatorischen Fotos wieder auf den Rückweg zum Hotel machten.
Die Hälfte des Trainingslagers war nun geschafft und die ersten körperlichen Beschwerden zeigten sich. Einige
der Kranken hatten sich auskuriert und stiegen mit voller Motivation ins Training ein, andere hatten sich neue
Krankheiten eingefangen und mussten pausieren. Am Ende des Trainingslager sollte leider nur bei den wenigsten
Trainingseinheiten das komplette Team im Wasser gewesen sein. Um den müden Sportlern einen ruhigen und
erholsamen Schlaf zu garantieren, wurde abends vor dem Einschlafen die „Holyge Bimbel“ (die Bibel übersetzt
ins Internetdeutsche) verlesen. Das fanden viele der peoplez vong der Niceigkeit her Level over 9000 sheeesh.
Aber auch das bekannte Gruppenspiel „Werwölfe im Düsterwald“ wurde immer öfter ins Abendprogramm
integriert.
Am Tag nach Annas Geburtstag hatte sich der Coach etwas Besonderes für die zweite Athletikeinheit des Tages
ausgedacht. Wir wollten den nahe des Hotels gelegenen Volcano Bayuyo besteigen, dessen Gipfel 322m in die
Höhe ragt. Nach dem am Vormittag absolvierten 10×200 Lagen-Test versprach diese Wanderung zwar wohl ein
paar Schmerzen, aber auch eine kleine Portion Abenteuer. Der naturbelassene Berg ohne befestigte Wege u nd derstarke Wind machten den Aufstieg zu einer wirklichen Herausforderung. Auf dem Gipfel angekommen, wurden
wir aber für die Strapazen mit einem tollen Ausblick über die ganze Insel belohnt. Nach etwa zweieinhalb Stundenwaren dann alle wieder, ohne schwere Verletzungen, im Hotel angekommen, bevor am Abend noch eine weitere Trainingseinheit anstand.
Anna verließ uns dann leider frühzeitig, da in Deutschland ein Auswahlwochende für ein Stipendium auf sie
wartete. Die verbliebenen 11 Sportler hatten noch sechs Tage mit hartem Training vor sich.
Außer unserer Gruppe waren auch noch die Kaderathleten aus Hannover und Vereine aus Hamburg, Freiburg,
Bochum, Frankfurt, Huchting, Berlin und den Niederlanden im Oasis Papagayo. Manche Gruppen waren sehr
sympathisch, andere eher weniger. Da sich Michael mit dem Freiburger Trainer gut verstand, organisierten wir
einen gemeinsamen Bowlingabend mit den Freiburgern auf der hoteleigenen Anlage. Wir hatten viel Spaß mit den
ungefähr gleichaltrigen Schwimmern aus dem Süden und der Trainer lud uns sogar zu einem gemeinsamen
Training nach Freiburg ein.
Am zehnten Tag hatten wir dann endlich den ersten und einzigen Tag komplett ohne Training. Diesen nutzten die
Sportler am Vormittag für einen Surfkurs, während der Trainer bei einem Tauchgang vor der Nachbarinsel Isla de
Lobos die Thunfische und Zackenbarsche besuchte.
Nach seinem Tauchgang kam der Coach dann noch am Stand vorbei, um unsere neu gewonnen Surfkünste zu
bestaunen.
Die Genesung der Kranken ging voran, sodass bei den letzten Einheiten immer ein Großteil des Teams im Wasser
war. Für die letzten Nachmittagseinheit in der Sonne warfen sich die Sportler noch einmal in Schale. Die Jungs
trainierten in Bikini und einige der Mädels durften in die Badehosen der Jungs schlüpfen. Den Plan für die letzte
Einheit ließ der Coach die Gruppe selbst schreiben. Am Morgen des letzten Tages standen daher spaßige PartnerundGruppenübungen und Staffeln auf dem Programm. Wer alle Wassereinheiten vollständig absolviert hatte, waram Ende in den 13 Tagen 91km durch den Pool geschwommen. Dieses Kunststück konnten allerdings nur Timund Marvin vollbringen.
Nach dem Mittagessen traten wir dann die Rückreise an, die zum Glück planmäßig verlief, sodass wir um
2:30Uhr in Hannover am Hauptbahnhof ankamen. Empfangen wurden wir am Bahnsteig mit Willkommens-Plakat
von zwei Daheimgebliebenen aus unserem Team, die wohl in einer Dienstagnacht nichts Besseres zu tun hatten.
Insgesamt war dieses Trainingslager auf Fuerteventura ein wirklich Besonderes. Wir waren eine tolle Gruppe,
haben auch abseits des Trainings viel erlebt und hatten großen Spaß zusammen. Bleibt abzuwarten, ob sich das
harte Training bei den nächsten Wettkämpfen auch auszahlt. Was in jedem Fall bleibt, ist die Erinnerung an tolle
13 Tage und die Vorfreude auf das nächste Trainingslager mit dieser Gruppe.
Mark Piosik